AGRONOMIE, ÖKOLOGIE, ÖKONOMIEEngagement für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion
AGRONOMIE, ÖKOLOGIE, ÖKONOMIEEngagement für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion

Agrofutura mit Kompetenzen in Digitalisierung

Digitalisierung in der Landwirtschaft, Precision Farming, Farming 4.0, Smart Farming - diese Begriffe ziehen sich den Jahren 2017 und 2018 wie ein roter Faden durch die Agenda des schweizerischen Landwirtschaftlichen Innovations- und Wissenssystems. Workshops und Tagungen werden gehalten, Forschungs- Beratungs- und Ressourceneffizienzprojekte aufgegleist, ein Fachartikel erscheint nach dem anderen, und gelegentlich tönt es so, als ob sich die Landwirtschaft in kurzer Zeit komplett neu erfinden würde. Was verbirgt sich hinter diesen Schlagwörtern eigentlich, und was ist momentan denn tatsächlich im Wandel begriffen?

Hintergrund

Alles wird neu? Nein, nicht ganz, die Digitalisierung der Landwirtschaft ist bereits eine ziemlich lange (Erfolgs-)Geschichte. Als in den 1980er-Jahren Computer Einzug in die Industrie hielten, bedienten sich bald auch Landtechnikhersteller der neuen Möglichkeiten. Die ersten Produkte, die sich breit durchsetzten, waren computergesteuerte Fütterungsanlagen im Milchvieh- und Schweinebereich, die die Futtermenge entsprechend der Bedürfnisse des Einzeltieres ausdosieren. Bald darauf kamen für Kühe am Halsband montierte Aktivitätssensoren, die die sich verändernden Bewegungsmuster während der Brunft analysieren und zusammen mit der Herdenmanagementsoftware ein optimiertes Fruchtbarkeitsmanagement ermöglichen; in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre kamen schliesslich die ersten Melkroboter auf den Markt, die die landwirtschaftlichen Betriebe von monoton wiederkehrender Arbeit entlasteten.
Im Pflanzenbau dauert es mit der digitalen Durchdringung etwas länger. Feldkalender-Software und Bediencomputer für Düngerstreuer und Pflanzenschutzgeräte gab es bereits in den 1980er-Jahren, unter dem Begriff „Precision Farming“ fungierende Technologien wie überlappungsvermindernde Steuerungen für Pflanzenschutzspritzen und Düngerstreuer, den Fahrer entlastende satellitengesteuerte Lenksysteme, sensorgesteuerte Hacktechnik für die herbizidfreie mechanische Unkrautkontrolle oder Prognosesysteme zur Optimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln hielten aber erst seit Ende der 1990er-Jahre Einzug in die Landwirtschaft. Im Gegensatz zur Tierhaltung wird ein grosser Teil der am Markt verfügbaren und funktionierenden Technologien für den Pflanzenbau von der Landwirtschaft heute aber noch nicht genutzt. Dies liegt mit daran, dass der Einsatz von Precision-Farming-Technologien durch ein komplexes Geflecht von Herausforderungen gezeichnet ist: Hoher Knowhow-Bedarf für den Technikeinsatz; schwer zu quantifizierende agronomische, verfahrenstechnische, ökologische und ökonomische Effekte sowie hohe Investitionen bei einzelbetrieblich häufig zu geringer Flächenausstattung für einen rentablen Einsatz – diese Herausforderungen schrecken viele potentielle Anwender (zu Recht) von einem Einstieg in die Technik ab.

Das Knowhow aus diesen Umsetzungsprojekten schafft gute Voraussetzungen auch für die Implementierung der Technologien von morgen. Die nationale und internationale Forschung arbeitet heute mit grossem Aufwand an der Entwicklung von Sensoren für die Merkmalserfassung von Böden und Pflanzenbeständen sowie von Algorithmen für die Datenanalyse und Entscheidungsfindung für eine Optimierung von Dünge- und Pflanzenschutzmassnahmen wie auch für ein effizientes Bodenmanagement. Die dank Internet und mobilen Datenverbindungen möglich gewordene Vernetzung von Sensoren und Maschinen im Feld mit leistungsfähigen Computern in Rechenzentren bietet neue Möglichkeiten zur Lösungsfindung. Diese werden als „Smart Farming“ oder „Farming 4.0“ bezeichnet und sind vom Begriff „Industrie 4.0“ abgeleitet: Nach Dampfmaschine, Elektrifizierung und Automation steht 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, die Digitalisierung..
Dies funktioniert im Bereich des landwirtschaftlichen Bodenschutzes beispielsweise so: Ein Bodenfeuchtesensor misst die Bodenfeuchte auf dem Feld und speichert die Daten in einer Internetdatenbank. Eine internetbasierte Bodenschutzplattform greift diese Daten ab, bestimmt über das GPS-Signal der Erntemaschine, auf welcher Parzelle sie gerade ist liest aus einer Datenbank den Bodentyp der Parzelle aus, berechnet für diese Maschine aus Bodentyp und Bodenfeuchte die aktuelle, maximale Bodenbelastbarkeit, bei der es zu keiner nachteiligen Bodenverdichtung kommt, steuert über die Reifendruckregelanlage den Reifendruck in den optimalen Bereich ein und gibt dem Fahrer wenn nötig noch eine Vorgabe bezüglich. maximaler Maschinenbeladung.
Dank des ausgeklügelten Zusammenspiels verschiedener Technologien werden damit Anwendungen möglich, die sich mit den bisherigen Möglichkeiten nur sehr aufwendig oder gar nicht realisieren lassen. Das Anwendungsfeld ist breit und reicht vom Düngemanagement von Feldkulturen über das Bewässerungsmanagement von Gemüsekulturen und Pflanzenschutzprognosen im Obstbau bis zum , Beweidungsmanagement von Grünland und Fütterungs- und Gesundheitsmanagement von Kühen und Schweinen – alles Bereiche, in denen Datenerfassung, -analyse und Entscheidungsfindung heute den Landwirt und die Landwirtin (über-)fordern und der Technologieeinsatz ökologische, soziale und ökonomische Vorteile schafft.